Tuesday 3 July 2012

Isaak Il’ič Rubin: Marxforscher – Ökonom – Verbannter Von INGO STÜTZLE

Quelle: http://www.stuetzle.in-berlin.de/2012/07/marxforscher-isaak-ilic-rubin-marxforscher-okonom-verbannter/


Isaak Il’ič Rubin: Marxforscher – Ökonom – Verbannter

»Der Menschewik Rubin revidierte Marx’ Lehre vom idealistischen bürgerlichen Standpunkt aus, beraubte den Marxismus seines revolutionären Inhalts, lenkte die Aufmerksamkeit der Ökonomen nach Schädlingsart vom Studium der Fragen der Sowjetökonomie ab und führte sie auf das Gebiet scholastischer Streitereien und Abstraktionen.« (Stalin, SW, Bd.12, 332)
Ein seit zehn Jahren geplanter Band ist nun endlich erschienen: Sonderband 4 der Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge. Er ist Isaak Il’ič Rubin gewidmet, einem Marx-Forscher, der wie viele andere unter Stalin ermordet wurde. In Deutschland ist er vor allem durch seine Studien zur Marxschen Werttheorie bekannt, die erstmals 1929 erschienen. Das erst 1973 bei EVA auf Deutsch publizierte Buch hat zwei Mankos: Es wurde nicht aus dem Russischen ins Deutsche übersetzt, sondern aus der englischen Übersetzung aus dem Russischen. Zudem wurde ein (in der englischen Fassung sehr wohl zu findendes) Kapitel einfach ignoriert: das zum Fetisch. Dieses Kapitel wurde dankenswerterweise 2010 von Devi Dumbadze für den Sammelband Kritik der politischen Philosophie ins Deutsche übertragen und von ihm in einem Aufsatz kommentiert. Neben einem etwas skurrilen Sammelband bei VSA ist vor allem noch A History of Economic Thought bekannt.1
Der Sonderband 4 zu Rubin ist schon jetzt ein Highlight des Jahres 2012. Zumindest für alle, die sich für die marxsche Geld- und Werttheorie interessieren. Neben einer Würdigung von Rubins Tätigkeit am Marx-Engels-Insitut, seiner Geschichte der politischen Ökonomie, finden sich im über 200 Seiten starken Sonderband mehrere biografische Aufsätze zu Rubin.2 Auf 110 Seiten kommt Rubin selbst zu Wort. Endlich wurde der Text Studien zur Geldtheorie von Marx(von Ilka John) übersetzt und so einem breiteren Publikum zugänglich gemacht. Anlass des Textes war wahrscheinlich Rubins Übersetzung von Marx’ Zur Kritik der politischen Ökonomie von 1859, in der Marx etwas ausführlicher (als später im Kapital) auf Ware und Geld eingeht. 1923 im Knast begonnen arbeitete Rubin in den folgenden Jahren weiter an diesem Text. Dass der Text überhaupt überliefert wurde ist ein Glück und u.a. Rubins Frau Polina Petrovna zu verdanken, die die Manuskripte über die Jahre aufbewahrte und in der SU vergeblich für eine Rehabilitation Rubins kämpfte – das geschah erst nach 1990.
In der Ankündigung des Sonderbandes heißt es:
Der Politökonom und Marxforscher Isaak Il’ič Rubin (1886–1937) nahm eine wichtige Stellung in den ökonomischen und philosophischen Diskussionen in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre in Sowjetrussland ein. Über ihn lag jedoch der „Bann der Partei“ – er war bekennender Menschewik. Sein zweites „Vergehen“ bestand darin, dass er eine Interpretation des ersten Bandes des „Kapitals“ vorlegte, die angeblich idealistischen Charakter trug. Hier wird in Fortsetzung seiner bekannten „Studien zur Marxschen Werttheorie“ erstmals in Übersetzung sein Manuskript über die Geldtheorie von Marx veröffentlicht. Schließlich war Rubin Leiter des Kabinetts für politische Ökonomie des Marx-Engels-Instituts unter Leitung von David B. Rjazanov (1870–1938). Diese Verbindung kam Stalin gerade recht, um beide 1931 aus der wissenschaftlichen Kommunikation ausschließen zu lassen.
Bestellungen nimmt jede gute Buchhandlung entgegen. Ebenso der Argument-Verlag oder die Redaktion der Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge.
  1. Ein paar Aufsätze von Rubin finden sich hier. Lesenswert ist nach wie vor der Text Abstrakte Arbeit und Wert im Marxschen System von 1927 
  2. Ludmila Vasina schrieb bereits für die Beiträge 1994 eine knappe biografische Skizze 

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